Italy Trip 2014
Italy Trip 2014
July - WDW2014
Sunday, July 27, 2014
Da Mikel und Irene die halbe WDW in den States verbrachten war vorab 2014 eigentlich kein großer Enthusiasmus angesagt. Eigentlich sollte diese WDW 2014 ohne sie statt finden doch Gio, Paulo und Toto liessen nicht locker und verschoben ihren Urlaub um eine Woche um den beiden die Gelegenheit zu geben nach zu kommen. Dazu kam, dass obwohl man mit den Jungs natürlich immer und überall Spaß hatte, die WDW längst nicht mehr das Event war, was Anfang des Jahrtausends Gio und Mikel sprachlos machte, als sie es zum erstem Mal erlebten. Unter El Presidente DelTorchio war die WDW zu einer italienischen Phrase verkommen. Es ging dabei in erster Line um Techno am Beach, um die Tourismuskassen an der Adria und es ging vor allem darum Audi zu beeindrucken, die gerade in der Ducati Übernahme steckten und denen er mit alle dem unehrlichen Getue in den Hintern kriechen wollte. Mittlerweile hat die Geschichte gelehrt, dass man Preußen nicht so einfach Adriasand in die Augen streuen kann. DelTorchio wurde ehrenvoll entlassen und er durfte anschließend die ohnehin bankrotte italienische Fluggesellschaft Alitalia ruinieren während Claudio Dominicali seit einem Jahr der offizielle neue Master von Ducati war. Wenn einer es verdient hatte dann war er es.
Dominicali hatte Mechanik an der Uni von Bologna studiert und er war mit Ducati seit frühester Praktikumszeit verbunden. 2014 war er seit 22 Jahren bei Ducati angestellt. Er hatte die letzten Castiglioni Jahre mitterlebt und er wurde ein enger Vertrauter von Frederico Minoli der von 1996 bis 2007 Ducati regierte. Claudio leitete das MotoGP Project und er wurde schließlich Direktor von Ducati Corse. Ducati hatte Minoli sehr viel zu verdanken. Minoli machte in seiner Laufbahn bei Ducati nur einen folgenschweren Fehler: Er überließ die Designabteilung dem falschen Mann. Dieser gab dann ein Vermögen für das 999 Projekt aus … Es entstand eine hervorragende aber hässliche Ente die die Lagerhalle füllte und Minoli seinen Kopf kostete und den damaligen Inhaber, die die amerikanische Investment Firma TPG zwang Ducati mit Profit an die italienische Mafia zu verkaufen. Als Minoli abdanken musste hatte Dominicale bereits ein Team von Jung-Ingenieuren um sich gescharrt um den waren 916 Nachfolger, die 1098 - einer Kopie des 916 Originals mit MV anleihen - der Welt zu präsentieren. Mittlerweile hatte Minoli ihn verantwortlich für die Serienmodelle gemacht aber Minoli wusste, dass es für ihn selbst zu spät war. Unter Del Torchio kümmerte sich Claudio um praktisch alles außer ums Rampenlicht … das überließ er dem Abgesandten der Mafia. Und nun durch die Audi Übernahme hatte er - Dominicali das Zepter in der Hand.
Zur WDW 2014 brachte LaGazzetta dello Sport ein Buch heraus welches ganz klar von Dominicali beeinflusst wurde und eindeutig “seine” Ducati wiederspiegelte. Es ist nicht das vollständigste Ducati Buch aber vielleicht eins der Besten und es ist unbedingt zu empfehlen. Leute wie Taglioni, Farne, Mengoli, Hailwood und Lucchinelli sind nicht die einzigen Stars des Buches sondern viele der Leute über die man bei Ducati kein Wort mehr verlor wie z.B. Tamburini, Bordi, Castiglioni, Preziosi oder Minoli sind dort wieder als Teil der Famiglia gewürdigt. Für Del Torchio wird im Buch nicht mehr Platz geopfert als für Minoli und die einzige Zeile die für ihn übrig blieb ist, dass er der Ducati CEO von 2007 bis 2013 war. Dominicali selbst lässt sich dort jedoch mit Mengoli und Minoli ablichten und dies ist ganz sicher kein Zufall.
Es war 2014 interessant herauszufinden was dieser Mann, der mehr als irgend jemand sonst auf der Welt während der letzten Jahre für Ducati lebte und arbeitete, unter einer WDW verstand. Erinnerungen an das Jahr 2000 und die zweite WDW in der Geschichte kamen auf. Fuer Gio und Mikel war es damals die erste in ihrem Leben. - Bei der allerersten WDW lebte Taglioni noch … diese hatten die beiden leider verpasst. – Eine der markantesten Erinnerungen war als Gio und Mikel, bei der traditionellen Samstagabend WDW Party auf der mit rotem Teppich ausgekleideten Start-Zielgeraden sitzend, gleich neben Dominicali ihre ersten WDW Sardinen verspeisten.
2014 sollte seit 2002 auch die erste WDW ohne Bike werden. Die Zeit reichte einfach nicht aus dafür. Die Anfahrt war eine Katastrophe. Obwohl Irene und Mikel praktisch in einem durch fuhren brauchen sie mehr als 24 Stunden. Der Stau fing bereits in Deutschland an und hörte trotz Unterbrechungen bis hinter Bologna nicht mehr auf.
Die Jungs waren bereits dort. Das Core Team 2014 setzte sich aus Gio, Paulo und Toto zusammen. Dazu kamen David und Sandra, die seit ihrer Familiengründung mit dazugehörigem Nachwuchs zum ersten Mal wieder auf die freie Menschheit losgelassen wurden und natürlich die zwei Nachzügler: Irene und Mikel. Für David und Sandra war 2014 die erste WDW in ihrem Leben.
Die Jungs hatten sich in den Kopf gesetzt mit dem Scooter zur WDW zu fahren. Jane der mit der Scootermania angefangen hatte glänzte durch Abwesenheit … man wusste nie wo man mit Jane dran war… Paulo hatte die Idee übernommen und war bereits 2012 allem Spott und Hohn zum Trotz mit dem Scooter zu WDW gefahren und jetzt war die ganze Meute auf dem Scooter Trip. Tja wenn die Midlife Crisis kommt dann ist jeder Wiederstand zwecklos. Alleine der Anblick von pubertierender Mid-40er die sich benahmen wie 15 Jährige war die Reise wert. Das hier war der absolute Anarchie Urlaub. Mit Hilfe eines Scooters lassen sich 10x so viele Straftaten im Straßenverkehr begehen als mit einem ordinären Bike. In Italien kommt jedoch hinzu, dass genau das absolut jeder tut. Autos können einem Leid tun … Spaß spur. Die Ausfahrten durch das Hinterland waren legendär. Irene und Mikel spielten Sozia. Das machte jedoch genau so viel Spass. Irene bekam den Kosenamen “Brembo” weil Paulo ohne sie deutlich ungebremster durchs Leben fuhr.
Das Essen in Reggio Emilia war natürlich wie immer außerirdisch. Wenn es nicht Fisch am Meer gab oder selbst gegrillt wurde dann saß man abends bei Fafein und stopfte bis zum abwinken in sich hinein. Einfach super lecker.
Mikel verbrachte leider wenig Zeit auf der WDW da er bereits ankam als die Hälfte schon vorbei war. Am bedauerlichsten war, dass die traditionelle Samstagabend Party ohne ihn stattfand. Eigentlich hätte das nach der miserablen Madonna Show 2012 von Del Torchio und Valentino völlig egal sein können, diese WDW jedoch war wieder völlig anders. Es war Claudios WDW und er besann sich auf das was ihm wichtig war. Es gab keine übertriebenen Show-Allüren. Man konnte sogar den Eindruck gewinnen er versuchte sich an 2002 anzulehnen. Die Auftritte in Riccione und Cattolica waren gestrichen. Während seine Vorgänger sich Sorgen darüber machten ob der Paddock in Santamonica für das Event nicht zu klein würde, brachte Claudio es wieder dort hin zurück.
Der Bürgermeister von Misano erschien auf der Start/Ziel Geraden im WDW Shirt. Statt einer großen Bühne war der Racetrack der zentrale Ort der Veranstaltung. Auf der Haupttribüne war Platz für jeden. Jeder war gleichgestellt und hatte eine hervorragende Sicht. Natürlich stellt sich die Frage ob die Zirkusnummern überhaupt notwendig sind aber die Stuntrider in der Dunkelheit mit ihren Leuchtanzügen waren schon geil.
Natürlich musste Audi anwesend sein aber im Gegensatz zu vor zwei Jahren kam nicht irgend eine Delegation von Abgesandten die dann die WDW in den teuersten Clubs der Riviera zusammen mit Del Torchio verbrachten sondern Ruppert Stadler persönlich und Claudio war besonders stolz zu verkünden, dass er es geschafft hatte ihn während der WDW zu überreden zusammen mit ihm auf einer 899 auf die Rennstrecke zu gehen.
Statt teurerer Seitenevents brachte Claudio ebenfalls das Kunststück fertig die Fahrer zurück zum Event zu holen. Diese kamen mit dem Bike auf die Bühne. Sie waren während des gesamten Events allgegenwärtig und wurden weniger von Bodyguards abgeschirmt. Während man vor 2 Jahren sich noch vor kam wie bei einem Michael Jackson Concert so waren die Stars der WDW jetzt wieder näher an den Leuten. Ebenfalls beeindruckend: Claudio brachte es fertig Fogarty und Chili wieder zusammen zu bringen. Beide waren ewig auf keiner WDW mehr zu sehen. Frankie war bei Ducati zum letzten Mal in Ungnade gefallen als er öffentlich 2003 eine 998 einer 999 vorzog. Und Carl war eh bei der ganzen Welt als arrogantes Arschloch bekannt und dementsprechend unbeliebt. Er war zuletzt vor 16 Jahren auf einer WDW und hatte dieses Jahr zum erstem Mal wieder angefangen sich der Öffentlichkeit in England hinzugeben.
Ducati hatte ihm dafür sogar eine 899 im AGIP/ Fogarty design gebaut. Ein gemeinsames Foto von Frankie und Carl auf dem beide den Stinkefinger zeigten ging während der WDW durch die gesamte italienische Presse. Offensichtlich hatten die beiden Ex-Rivalen ihren Erzstreit begraben.
Ianone, Dovizioso, Davis, Giuliano, Bayliss, Checca, … all ihnen, den Ducati Mitarbeitern und den Ducatisti war diese WDW gewidmet. Die Mitarbeiter fuhren teilweise mit ihren eigenen Bikes auf die Bühne und die Ducatisti wurden repräsentativ über ihre Clubs auf die Bühne gerufen. Auch Oli aus Luxembourg fand man dort fahnenschwingend wieder.
Ein anderes Highlight und eine klare Message an die Fans war der Auftritt von Gigi’s Team. Er kam mit Ernesto Marinelli, Davide Tardozzi und Paolo Ciabatti. Für Mikel war diese Message überraschend deutlich. Die Message war, dass die alten Jungs die damals die Superbike WM dominierten und zur abschiessenden Krönung Troy auf die Spitze des GP Gipfels brachten bevor sie in den Ruhestand geschickt wurden und jeder Euro in Vale investiert wurde, das Zepter wieder in der Hand hielten. Sie verkörperten für Gigi all das was er benötigte um Ducati wieder an die Weltspitze zu bringen. Sie hatten es früher geschafft und mit ihnen würde es ihm wieder gelingen. Dies war zweifelsohne auch der Grund Tardozzi wieder einzustellen.
Der ganze Samstagabend fand also wieder auf der Rennstrecke statt. Die Stars waren da und es wurde wie früher auf der Zielgeraden gegrillt. Nächstes Mal würden die Jungs ebenfalls wieder dabei sein…
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Um nicht völlig auf den Scooter zu kommen testete Mikel Sonntags eine der neuen Mittelklasse Monster. Es war ein wunderschöner Ride über die altbekannte Strecke an der Adria-Küste entlang. Wie immer gab es nur eine Regel: “Wer fällt ist selbst schuld”. Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Überholverbote gelten in Italien nicht für Bikes. Eine offensichtlich angekündigte Polizeikontrolle wurde so umgangen, dass man vor ihren Augen Kehrt machte und die Kurvenstrecke im gleichen Tempo wieder zurück fuhr. Dadurch gab es noch ein paar Kurven mehr fürs Geld.
Die neue Monster 821 beeindruckt. Das Bike ist deutlich stärker und aggressiver als Mikels 996 oder Irenes Monster 1100 EVO. Ride by Wire und die ganze Elektronik ist deutlich zu spüren. Einmal setzte sogar das ABS ein. Auf jeden Fall ist es ein Spassbike. Wenn die 821 schon so geht dann kann man sich die große Monster vorstellen...
Auf Nachfrage weshalb das Teil so agressiv reagiert stellte sich am Ende heraus, dass Mikel das Bike in den Sport Modus umgestellt hatte. Der Touring oder Urban Modus verhält sich bestimmt anders. Elektronik ist allgegenwärtig. Angeblich regelt sie laut des Ducati Mitarbeiters der mitfuhr sogar die Bremsen ... was Mikel jedoch merkwürdig vorkam. Die Bremsen reagierten beim leichten Druck kaum. Bei etwas mehr Druck reagierten sie jedoch brutal.
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Die Anzahl der “alten” Ducati’s im Paddok wird von Jahr zu Jahr geringer. Selbst 916 sind mittlerweile selten geworden. Man findet jedoch immer noch die ein oder andere interessante Königswelle wieder. Im Angesicht der neuen Scrambler Welle war natürlich der Scrambler Club mit einigen Exemplaren vertreten. Claudio hatte eine alte Minoli Idee wieder ausgegraben und intelligent umgesetzt. Ducati baut ausschließlich teurer Bikes. Selbst wenn man Amerika mittlerweile besser abdeckte (in Washington DC gab es einige Ducatis) und in Asien noch ein großer Wachstumsmarkt war, so musste anhand der Wirtschaftskriese ein preiswerteres Bike her. Dies galt vor allem auch für den asiatischen Markt. Eine billige lowend Ducati will jedoch niemand haben… Der Scrambler war die Lösung. Man nehme den 696er Pantah Motor der kleinsten Monster und verpacke ihn in einem 60s Image. Das Bike musste trotz des V2 möglichst nahe an das Original herankommen. Hierbei sollte kein Vintage Bike sondern ein neues, modernes Toy geschaffen werden. Speichen-Felgen waren zum Beispiel tabu. Diese waren für ein modernes Bike zu schwer und außerdem für das Projekt zu teuer. Ein leichtes Bike hingegen kam sogar mit einer Bremsscheibe am Vorderrad aus was sich positive auf die Kosten auswirkte. Der Blechtank mit Alu deckeln lehnt sehr nahe an das Original an und wirkt edel. Das direkt angelehnte Federbein ist bei der Mittelklasse eh mittlerweile der billige Standard. Die Mischung aus Retro und Modern gefällt. Mikel und Irene konnten sich vor Ort, wie jeder andere WDW Besucher exklusiv davon überzeugen.
Der Scrambler Kult wurde durch eine 60s Beach Atmosphäre in einem abgetrennten Gelände geschürt. Wenn man das neue Bike sehen wollte dann musste man Fotoapparat und GSM abgeben und durfte sich, nach dem man einige Zeit in einer Schlange verbracht hatte, in einen Container begeben. Dort wurde einem das neue Bike von zwei Mitarbeitern des Scrambler Teams präsentiert. Diese passten außerdem darauf auf, dass niemand mehr ein GSM irgendwo versteckt hielt.
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An den “freien” Tagen fuhr man Scooter oder hing in Rimini ab… Am tollsten war jedoch der Scooter Trip nach San Marino zusammen mit dem Besuch von Sestamarcia, MotoCorse und Tamburini Corse. Ein absolutes Highlight der Woche war dass sie dort den Sohn von Massimo Tamburini persönlich kennen lernten.
Abschließend war die WDW 2014 definitiv über dem Niveau des letzten Jahres. Das Team war super und es ist keine Frage, dass in zwei Jahren wieder eine WDW angesagt ist.
Vielen Dank an die Jungs die uns die drei Tage mit dem Scooter rumgefahren haben... Ihr wart grossartig!
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Das Core Team 2014 setzte sich aus Gio, Paulo und Toto zusammen. Dazu kamen David und Sandra, die seit ihrer Familiengründung mit dazugehörigem Nachwuchs zum ersten Mal wieder auf die freie Menschheit losgelassen wurden und natürlich die zwei Nachzügler: Irene und Mikel. Für David und Sandra war 2014 die erste WDW in ihrem Leben.